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Tourismus sichert in Görlitz rechnerisch 2600 Jobs

Tourismus sichert in Görlitz rechnerisch 2600 Jobs

Die Hallenhäuser, die Görlitz zum Weltkulturerbe verhelfen sollen, spielen eine wichtige Rolle für den hiesigen Tourismus. | Foto: Archivfoto

Görlitz. Wenn danach gefragt wird, welchen Stellenwert der Tourismus für eine Stadt oder Region hat, dann kommen zumeist Übernachtungszahlen zur Sprache. "Dieser Ansatz ist zwar nicht falsch, aber auch nicht vollständig", meint Manfred Zeiner. Der Geschäftsführer der dwif consulting GmbH aus München hat auf Heller und Pfennig ausgerechnet, was dieser Wirtschaftszweig für die Stadt Görlitz wert ist.

Der Tourismus sichert in der Stadt Görlitz 2600 Arbeitsplätze. Und das, obwohl in den Hotels und Pensionen bei weitem nicht so viele Beschäftigte arbeiten. Ermittelt hat diese Zahl Manfred Zeiner, der Geschäftsführer eines in München ansässigen Beratungsbüros, das sich mit betriebswirtschaftlichen Studien beschäftigt. Sein Auftraggeber war die Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH (EGZ), die (unter anderem) für die touristische Vermarktung der Neißestadt zuständig ist.

"Die wirtschaftlichen Effekte des Tourismus nur auf die Hotelbranche zu reduzieren, greift zu kurz", betont Zeiner. Denn auch Gastronomie und Einzelhandel profitieren von der Finanzkraft der Besucher. Doch selbst damit nicht genug: Der Münchener Consultant bezieht auch all diejenigen Leistungen, die die Beherbergungsbetriebe von der regionalen Wirtschaft beziehen, in seine Betrachtung ein: "Das beginnt bei der Werbeagentur, die den Flyer entwirft, geht über den Bäcker, der die Brötchen für das Frühstück liefert und endet noch lange nicht beim Steuerberater, der die jährliche Erklärung erstellt."

Summa summarum generierte der Tourismus – unter Berücksichtigung all dieser Faktoren – im Jahre 2014 in der Stadt Görlitz ein Umsatzvolumen von brutto 86,2 Millionen Euro. Und die überraschende Erkenntnis: Noch nicht einmal die Hälfte davon – nämlich 43 Prozent – fließt in die Kassen der Hotellerie. 33 Prozent des Umsatzes kommen dem Einzelhandel zugute, und 24 Prozent dem großen "Rest", worunter Manfred Zeiner Dienstleister aller Art zusammenfasst.

Allein 60 Prozent der Wertschöpfung kommen durch Tagesbesucher zustande – also Reisende, die nicht in Görlitz übernachten. Dies erklärt zumindest zum Teil, warum der Anteil des Übernachtungsgewerbes am touristischen "Kuchen" so überraschend gering ist. "Nach Görlitz kommen etwas mehr als sieben mal so viele Tagesbesucher wie Übernachtungsgäste", hat Manfred Zeiner ermittelt. In Zahlen ausgedrückt: 275 000 Hotel- oder Pensionsgästen standen 2014 knapp zwei Millionen Tagesgäste gegenüber. Und auch wenn letztere pro Tag weniger Geld ausgeben, bleiben sie doch unterm Strich der wichtigste Faktor im Tourismusgeschäft.

Wie aber kommt Zeiner nun auf die 2600 Arbeitsplätze? "Von den 86 Millionen Euro verbleiben etwa 40 Millionen, die als Einkommen in die Taschen der Beschäftigten gehen. Durch das durchschnittliche Einkommen der Görlitzer – also 15 423 Euro – geteilt – ergibt dies 2600." Dies, so stellt Zeiner klar, ist freilich eine rein theoretische Berechnung. Ein Gefühl für die Bedeutung des Wirtschaftszweiges Tourismus vermittle die Zahl aber allemal. Für Görlitz bedeute sie, dass der Tourismus – wie schon vermutet – eine recht hohe Bedeutung hat. Dies ist auch die Erkenntnis, die Auftraggeberin Eva Wittig als Prokuristin der EGZ aus Manfred Zeiners Studie gewonnen hat. "Wir verfügen jetzt über ein differenziertes Bild, auf dem wir bei unserem Marketing aufbauen können", erklärt sie.

Uwe Menschner / 28.03.2016

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