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Sind kleine Flugplätze Millionengräber?

Sind kleine Flugplätze Millionengräber?

Zu den regelmäßigen "Besuchern" auf dem Kamenzer Flugplatz zählt auch die DC 3, der legendäre "Rosinenbomber." Hier werden Reparaturen und Wartungen an den meisten der noch existierenden Maschinen dieses Typs vorgenommen. | Foto: A

Kamenz/Bautzen. Sind die sächsischen Verkehrslandeplätze abseits der Großstädte Millionengräber? Die Landtagsabgeordnete Eva Jähnigen (Bündnis 90/Die Grünen) zumindest sieht das so und fühlt sich darin durch eine Antwort von Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) auf eine von ihr gestellte parlamentarische Anfrage bestätigt.

Im Dezember 2014 hatte der sächsische Landesrechnungshof massive Kritik am "defizitären Betrieb dieser Landeplätze" geübt. "Bei keinem Betreiber waren die Gebührensätze auch nur annähernd kostendeckend. Die Festsetzung dieser Gebührensätze erfolgte stets ohne Kalkulationen", hatte der Rechnungshof damals moniert. Die Defizite müssten von den kommunalen Betreibern ausgeglichen werden. Hinzu kämen Investitionszuschüsse des Freistaates in Millionenhöhe.

"Wozu brauchen die Kommunen diese Flugplätze? Die sächsischen Gemeinden und Landkreise können doch nicht Jahr für Jahr Steuergeld für das private Hobby einiger weniger zum Fenster raus schmeißen", meint Eva Jähnigen.

Bis Ende Juni 2010 war der Landkreis Bautzen Alleingesellschafter der Flugplatz Bautzen Betreibergesellschaft mbH. Zum 1. Juli desselben Jahres erfolgte der Verkauf der Anteile an ein Konsortium von fünf Unternehmen. Nach zwischenzeitlichen Querelen (die Oberlausitzer Kurier berichtete mehrfach) befindet sich die Gesellschaft mittlerweile in ruhigerem Fahrwasser.

Die Zuschüsse, die der Landkreis Bautzen seitdem noch zahlte (insgesamt 485.000 Euro) laufen 2015 aus, eine Verlängerung ist laut aktueller Beschlusslage des Kreistags nicht geplant.
"Nach Auskunft des Geschäftsführers der Flugplatz Bautzen Betreibergesellschaft mbH besteht auf der Grundlage der aktuellen Geschäftsentwicklung die Erwartung, den Flugplatz ab 2015 ohne öffentliche Zuschüsse betreiben zu können. Insofern haben sich die Erwartungen erfüllt", heißt es in der entsprechenden, vom Beigeordneten des Landrates Steffen Domschke unterschriebenen Vorlage.

Eigentümer des Flugplatzes Kamenz ist die Flugplatz Kamenz GmbH, an der der Landkreis Bautzen zu 40 und die Stadt Kamenz zu 60 Prozent beteiligt sind. Sie hat den Betrieb an den Fliegerclub Kamenz e.V. übertragen, ein Konstrukt, das im Prüfbericht des Rechnungshofes auf Kritik stößt. Die Flugplatz Kamenz GmbH erhielt vom Landkreis 2013 Zuschüsse in Höhe von 29.000 Euro, hinzu kommt ein Zuschuss in Höhe von 39.000 Euro an den Fliegerclub als Betreiber. Die Umsatzerlöse beliefen sich auf 54.000 Euro.

Die Zuschüsse der öffentlichen Hand für Investitionen summierten sich laut Auskunft des Wirtschaftsministers von 2000 bis 2014 auf insgesamt circa 869.000 Euro, wozu unter anderem Erschließungsmaßnahmen, der Neubau der Rollbahn und die Sanierung des Vorfeldes zählten. Bei der Anzahl der Flugbewegungen lässt sich kein eindeutiger Trend ausmachen: Sie lag laut Auskunft des Ministeriums in Kamenz 2013 bei 15.700, 2012 bei 15.250 sowie 2011 bei 18.670. In Bautzen war 2013 mit 14.530 Bewegungen gegenüber 2012 (9.580) eine deutliche Steigerung zu verzeichnen, in früheren Jahren lag die Zahl allerdings auch schon wesentlich darüber (zum Beispiel 2008 mit 17.530).

Mittlerweile stellt insbesondere der Kamenzer Flugplatz allerdings nicht mehr nur eine "Verkehrseinrichtung", sondern auch einen Wirtschaftsfaktor für die frühere Kreisstadt dar. So sind auf ihm und in unmittelbarer Nähe 13 Unternehmen mit Bezug zur Luftfahrt angesiedelt, unter ihnen die Flight Design GmbH mit etwa 20 Arbeitsplätzen, deren Geschäftsführer Christian Wenger die Entscheidung zur Ansiedlung so begründet: "Von Beginn an haben wir die große Akzeptanz gespürt, die Kamenz seinem Flugplatz und den damit zusammenhängenden unternehmerischen Aktivitäten entgegenbringt." Und auch der Bautzener Landrat Michael Harig (CDU) hat die Flugplätze in seinem Landkreis stets als "wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsförderung und notwendige Infrastruktur" bezeichnet.

Uwe Menschner / 01.06.2015

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