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Rätselhafter Anstieg der Bodenpreise im Landkreis

Rätselhafter Anstieg der Bodenpreise im Landkreis

Teilnehmer eines Workshops unterwegs auf den Feldern des Landkreises Görlitz: Die Preise für landwirtschaftlich genutzte Flächen sind im letzten Jahr sprunghaft angestiegen. | Foto: Uwe Menschner

Landkreis Görlitz. Die Verkaufspreise für landwirtschaftlich genutzte Flächen im Landkreis Görlitz sind im vergangenen Jahr sprunghaft in die Höhe geschnellt. Dies geht aus dem vom Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) herausgegebenen Agrarbericht 2012 hervor.

So mussten für einen Hektar 9.935 Euro gezahlt werden (im Vorjahr waren es 6.541 Euro). Im benachbarten Kreis Bautzen hingegen gingen die Preise leicht zurück: von 6.641 auf 6.175 Euro pro Hektar. Noch drastischer zeigt sich die Entwicklung, wenn man die Flächenverkäufe der BVVG (Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH), einer bundeseigenen Anstalt zum Verkauf früherer "volkseigener" Flächen, herausrechnet: Von 6.564 explodiert dann der Preis förmlich auf 11.621 Euro pro Hektar (zum Vergleich Bautzen: 2011 6.627, 2012 6.585 Euro pro Hektar). Damit ist der Landkreis Görlitz – nach der Stadt Leipzig – das zweitteuerste "Pflaster" im gesamten Freistaat Sachsen.

Die Ursachensuche für diesen exorbitanten Anstieg gestaltet sich allerdings schwierig. Die BVVG – oftmals für ihren angeblichen "Ausverkauf der ostdeutschen Landwirtschaft an branchenfremde Investoren" gescholten - kommt als "Schuldige" kaum in Frage, da der Preisanstieg der von ihr verkauften Flächen wesentlich niedriger ist als im Durchschnitt.

Darauf weist auch Pressesprecherin Dr. Constanze Fiedler hin: "Normalerweise ist es umgekehrt." Generell hingen die erzielten Preise von der Art und Qualität der verkauften Böden ab: "Grünland ist billiger als Ackerland, schlechtes Ackerland natürlich billiger als gutes." Da keine kreisbezogene Statistik geführt würde, könne man nicht sagen, ob es hier im Kreis Görlitz "eine spezielle Entwicklung" gegeben habe.

"Keine außergewöhnliche Entwicklung im Kreis Görlitz" sieht auch Falk Hofer, Pressesprecher des SMUL. Sachsenweit sei grundsätzlich ein Anstieg der Bodenpreise zu verzeichnen. Dies hänge ab von "Zahl, Umfang und Qualität der getätigten Verkäufe."Im Kreis Görlitz seien 2012 216 Kaufverträge über insgesamt 413 Hektar abgeschlossen worden (2011: 175 über 400 Hektar) – was auf eine gestiegene Nachfrage hindeutet – allerdings nicht in einem Umfang, der die Preisentwicklung erklären könnte. "Es ist immer abhängig von Nachfrage und verfügbarer Fläche sowie von der Bodenqualität", resümiert Falk Hofer.

Letztere spiegelt sich in den "Richtpreisen" wieder, die vom Gutachterausschuss des Landkreises festgesetzt werden, allerdings keine verbindliche Wirkung haben. Diese wiederum folgen den Bodenrichtwerten, die um 5 bis 10 Prozent gestiegen sind. Rainer Peter, Geschäftsführer des Oberlausitzer Bauernverbandes, weist auf Anfrage auf die seit einiger Zeit regelmäßig stattfindenden Landversteigerungen hin, wo möglicherweise nicht immer Landwirte zum Zuge kommen.

Auch Landverkäufe für den Bau von Solaranlagen könnten möglicherweise eine Rolle spielen. Dies allerdings schließt das SMUL aus: "Mit Verkäufen an ‚landwirtschaftsfremde‘ Personen hat das nichts zu tun", wie Sprecher Falk Hofer betont. Ein Blick in den Agrarbericht zeigt dann auch, dass nur 0,7 Prozent der verkauften Fläche "nicht primär an Landwirte ins Eigentum" übergegangen sind. Handelt es sich also tatsächlich nur um einen statistischen "Ausreißer", der in einer temporär verstärkten Nachfrage an landwirtschaftlicher Nutzfläche begründet liegt? Erst die Entwicklung in den nächsten Jahren wird wohl darüber Auskunft geben. 

Uwe Menschner / 24.08.2013

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