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Puppendoktor findet immer eine Lösung

Puppendoktor findet immer eine Lösung

Seit sechs Jahren repariert und restauriert Garbor Göpfert Puppen jeder Größe und jedes Alters. | Foto: kk

Bautzen. Mit der Puppenklinik führt Garbor Göpfert in Bautzen ein Traditionsgeschäft. Fast ohne Vorkenntnisse wurde er Puppendoktor. Seitdem behandelt er alte und neue Puppen. Hoffnungslose Fälle gibt es bei Puppendoktor Gabor Göpfert nicht. Gerade arbeitet er an einer "Patientin", die ohne Kopf und Schulter zu ihm kam. Gebracht hat sie ein Herr, dem diese Puppe viel bedeutet. Als er Kind war, lag sie beim Einschlafen neben seinem Bett und von der Spieluhr in ihrem Bauch erklang eine liebliche Melodie.

An Hand alter Fotografien fand Gabor Göpfert einen passenden Kopf samt Perücke in seinem großen Fundus. Die fehlende Schulter hat er aus Gips wieder angeformt. Nun muss er noch den Körper neu nähen, füllen und die Spieluhr einsetzen. An die Schlafaugen hat er bereits Wimpern montiert. Die Mechanik wird aber erst eingesetzt, nachdem der Kopf mit etwas Farbe aufgefrischt wurde. Ganz zum Schluss wird die Perücke befestigt. Doch bis es so weit ist, werden noch einige Wochen vergehen. Die Reparatur macht viele Pausen nötig, wenn Leim, Farbe oder Gips trocknen. Dann befasst sich der Puppendoktor in seiner Werkstatt in der Bautzener Schülerstraße mit dem nächsten Problemfall.

Puppen jedes Alters sitzen oder liegen in den Regalen und warten auf die Behandlung. Die Kleinsten sind Bewohner von Puppenstuben, die Größten gehören normalerweise in Schaufenster. Die Defekte sind sehr verschieden. Mal sind nur die Gummis zu tauschen, die Arme und Beine halten. Häufiger fehlen Augen oder ist die Mechanik der Schelmenaugen defekt.

Schwieriger wird es, wenn Beine fehlen, Zehen oder Finger abgebrochen sind. Selbst fehlende Perücken kann der Puppendoktor ersetzen. Die größte Herausforderung ist es aber, einen Zelluloid- oder Porzellankopf zusammenzusetzen. Dafür braucht Gabor Göpfert ganz viel Ruhe, die findet der 32-Jährige erst, wenn das Geschäft geschlossen ist. Gelernt hat der Bautzener den Beruf des Puppendoktors nicht. Er war Maurer und hat später als Zahntechniker gearbeitet. Doch als sein Vater – Bautzens bekannter Puppendoktor Dietmar Günter – 2008 überraschend starb, führte er das nach einem Feuer gerade erst wieder aufgebaute Geschäft weiter.

"Einige Grundkenntnisse habe ich von meinem Vater gelernt", sagt Gabor Göpfert. Dietmar Günter – bis dahin Lkw-Fahrer – hatte 1981 Puppenklinik und Friseurgeschäft auf der Heringstraße übernommen und damit eine Tradition weitergeführt. Denn seit 1900 gibt es eine Puppenklinik in Bautzen. Wie sein Vater musste sich Sohn Gabor das Wissen, um die Reparatur der Puppen aus Zelluloid, Porzellan, Masse und Plastik selbst aneignen. Es gibt passende Fachliteratur, aber in manchen Fällen muss der Puppendoktor seine eigene Lösung finden.
"Noch viel wichtiger ist das Weiterentwickeln der eigenen Fertigkeiten", sagt der Puppendoktor.

Er selbst ist gelernter Maurer und hat einige Jahre als Zahntechniker gearbeitet, bevor er nach Bautzen zurückkehrte. An seinem Arbeitsplatz in dem kleinen Laden in der Schülerstraße liegen Leim, Schere, Schraubendreher, Schleifpapier und ein alter Federhalter bereit. Letzteren verwendet er, um die feinen Wimpern oder Brauen aufzumalen. Aber auch mit Nadel und Faden weiß Gabor Göpfert umzugehen, etwa wenn einmal einem Teddy ein Ohr fehlt.

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Ein Glas gefüllt mit Puppenaugen gehört zur Dekoration und ist gleichzeitig Aufbewahrungsort für Ersatzteile im Laden des Puppendoktors. | Foto: Katrin Kunipatz

Sogar moderne mechanische Puppen liegen regelmäßig auf dem Tisch in seiner Werkstatt. Lange hat er getüftelt, um sie so zu reparieren, dass sie sich weiter bewegen können. Denn vom Hersteller war keine Hilfe zu erwarten, die Reparatur hätte genausoviel gekostet wie eine neue Puppe.Die Ersatzteile für seine "Patienten" – Augen, Köpfe, Beine, Körper – stammen von Flohmärkten oder sind Dachbodenfunde, die Leute vorbei bringen. Aufgehoben werden sie in großen Kisten, die einen ganzen Raum füllen.

Nur einige Puppenköpfe liegen als Dekoration im Regal. Und ein großes Glas mit Puppenaugen steht auf dem Tresen. "Gruselig finde dies meist die jüngeren Besucher", berichtet der Puppendoktor. Die älteren sind eher erfreut über die Puppenklinik. Seine Kunden kommen dabei aus Hamburg, Berlin, München, Frankreich und sogar den Vereinigten Staaten. Und immer wieder sind auch junge Muttis dabei, die Puppen aus ihrer Kinderzeit für die eigene Tochter errichten lassen.   

Katrin Kunipatz / 28.09.2014

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