Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Nach Hochwasser kam "Zu Hause im Glück"

Nach Hochwasser kam "Zu Hause im Glück"

Mit seinem jüngsten Sohn kann Rico Gläsner nun im neu gestalteten Flur des Obergeschosses spielen. Aus dem ungenutzten Bereich ist ein echtes Kinderparadies geworden. | Katrin Kunipatz

Neukirch. 2010 zerstörte das August-Hochwasser das Erdgeschoss ihres Hauses und brachte Familie Gläsner an ihre finanziellen Grenzen. Rettung kam ein Jahr später durch das Team von "Zu Hause im Glück", einer Sendung, die bei RTL II ausgestrahlt wird. Rico Gläsner führt durchs Haus. Hell und modern ist das Erdgeschoss eingerichtet. Weiß dominiert, Wände in lila, grau und dunkelrot engen die niedrigen Räume nicht ein, sondern vermitteln Wärme und Geborgenheit. Der 40-jährige Neukircher, seine Frau und die fünf Kinder zwischen elf und vier Jahren fühlen sich wohl hier.

Dies war vor einigen Wochen noch ganz anders. Vom unteren Teil der Wände war der Putz abgeschlagen worden, einen ordentlichen Fußboden gab es auch nicht. Küche und Wohnzimmer befanden sich im Obergeschoss, wo die siebenköpfige Familie seit August vergangenen Jahres in fünf Räumen lebte. Innerhalb weniger Stunden hatte das Hochwasser 2010 das Erdgeschoss, des nahe an der Wesenitz stehenden Hauses 30 Zentimeter hoch überschwemmt. Manches konnten sie nach oben retten, andere Möbel quollen nach Wasserkontakt völlig auf und waren nicht mehr zu gebrauchen. Auch Elektrogeräten, die man gerettet glaubte, bekam die Feuchtigkeit nicht, berichtet Rico Gläsner. Erst 2008 waren die Gläsners in das um 1900 gebaute Haus eingezogen. Und obwohl die Nachbarn versicherten, seit 80 Jahren habe es keine Probleme mit Hochwasser gegeben, bemühte sich die Familie um eine Versicherung. "Aber niemand war bereit uns ein Angebot zu machen", sagt Rico Gläsner und fragte irgendwann nicht mehr nach.

Ein Fehler, den er nun korrigiert hat. "Für den Schadensfall müssen wir nun eine hohe Selbstbeteiligung akzeptieren", so der Familienvater. Aber eine Alternative gibt es für die Gläsners nicht. Verkaufen können sie das Haus mit dem Hochwasserschaden nicht, aber die Raten für den Kredit müssen sie trotzdem begleichen. Also versuchen sie mit ganz kleinen Schritten das Gebäude wieder bewohnbar zu machen. "Wir bekamen Unterstützung von der Gemeinde und der Landtagsabgeordneten Patricia Wissel", berichtet Rico Gläsner. Die zinsgünstigen Kredite, die Ministerpräsident Tillich den Hochwasseropfern versprach, waren dagegen keine Option.

Alternativer Text Infobild

Rico Gläsner im frisch renovierten Erdgeschoss seines Hauses. Im Hintergrund hängt das Bild des "Zu Hause im Glück"-Teams. | Katrin Kunipatz

"Wovon hätten wir die zusätzlichen Raten bezahlen sollen", fragt der Religionspädagoge. Schon so überstiegen die Kosten für Material und Trockengeräte ihre finanziellen Möglichkeiten. Die Privatinsolvenz schien die einzige Lösung zu sein. Da meldete eine Freundin die Familie bei "Zu Hause im Glück an". Mit großen Bauchschmerzen und Raabs Maschendrahtzaun im Hinterkopf ließen sie sich darauf ein. "Es war unsere einzige Chance", so Gläsner. Heute sind er und seine Familie Fans der Show.Das erste Casting im Februar dauerte einen ganzen Tag. Danach passierte lange nichts. Im Mai bekamen Familie Gläsner Besuch von einem Statiker und einem Ingenieur, die das Haus begutachteten und die Maße aufnahmen. Später meldete sich der Bauleiter der Sendung an.

Parallel dazu versuchte Rico Gläsner mit Freunden Wohnzimmer und Küche wieder herzurichten. Im Juni dann die erlösenden Worte des Architekten Daniel Kraft: "Wir machen euch das Haus, wenn ihr es in einen Rohbau verwandelt." In drei Wochen klopfte der Familienvater nun den gesamten Putz von Wänden und Decken, schachtet 100 Quadratmeter Fußboden aus und legte vier Pumpenschächte an. Eine böse Überraschung wurde zur Gewissheit, nicht nur die Sperrschicht war defekt, an einigen Stellen gab es gar keine Bodenplatte sondern nur gestampften Lehmfußboden. Schicht für Schicht baute Rico Gläsner unterstützt von den Fachmännern, die die TV-Produktionsfirma engagiert hatte, das Fundament des Hauses auf.

Endlich kam der Tag des Auszugs. Für acht Tage zog die siebenköpfige Familie ins Spreehotel nach Bautzen. In dieser Zeit wirbelten Handwerker im Erdgeschoss ihres Hauses. Wände wurden herausgerissen, der Fußboden neu gefliest, die Wände verputzt und gestrichene, eine moderne Küche mit Kochinsel eingebaut. Die geretteten Möbel fanden wieder ihren Platz im Haus. Nur eine Schwester von Kerstin Gläsner durfte beim Team sein und gemeinsam mit Eva Brenner, der Einrichtungsexpertin von "Zu Hause im Glück", beim Einrichten die Vorstellungen der Familie erklären. Obwohl das Fernseh-Team im gleichen Hotel wohnte, erfuhr die Familie nicht, was sich gerade in ihrem Zuhause abspielte.

Mit einem alten H6-Bus fuhren sie Anfang August zurück nach Neukirch und erfuhren erst später, dass bis zur letzten Minute dekoriert wurde. Die Begeisterung bei Familie Gläsner war groß. Mit der Kamera versuchte das Fernsehteam die Gefühle einzufangen. Zu sehen ist alles im Oktober bei RTL II. Zur Erinnerung hängt schon jetzt ein großes Foto des "Zu Hause im Glück"-Teams im neuen Flur.

Katrin Kunipatz / 19.09.2011

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel