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Mittelstand vor dem Generationswechsel

Mittelstand vor dem Generationswechsel

Grit Fischer, Referentin für Unternehmensnachfolge bei der Industrie- und Handelskammer Dresden, rät Geschäftsleuten, frühzeitig die Nachfolge des Unternehmens zu planen. | Foto: IHK Dresden

Görlitz/Löbau/Zittau. Dem Mittelstand in der Region steht aufgrund des demografischen Wandels ein erheblicher Generationswechsel bevor. Im Landkreis Görlitz gibt es im Einzugsbereich der Industrie- und Handelskammer (IHK) 2.892 Unternehmen, deren Inhaber, Gesellschafter oder Geschäftsführer älter als 58 Jahre sind!

Grit Fischer, Referentin für Unternehmensnachfolge bei der IHK in Dresden, rät den Geschäftsleuten, frühzeitig die Nachfolge des Unternehmens zu planen – ab dem 55. Lebensjahr sollte sich jeder von ihnen damit befassen. Gut  die Hälfte (54 Prozent) der Eigentümer übergeben ihr Unternehmen an die eigenen Kinder bzw. an andere Familienmitglieder. Etwa 17 Prozent der Familienunternehmen übertragen es an Mitarbeiter. Wenn sich niemand aus dem Kreis der Familie bzw.  keine  Mitarbeiter dafür finden, empfiehlt Grit Fischer den Unternehmern, die Initiative zu ergreifen. Sie können unter anderem Netzwerke nutzen, Kontakte zur Kammer, zu Steuer- und  Unternehmensberatern sowie Rechtsanwälten aufnehmen oder gleich selbst Unternehmer aus der gleichen oder einer anderen Branche ansprechen.

Eine Unternehmensnachfolge ist laut Grit Fischer immer ein Gemeinschaftsprojekt von Übergeber und Nachfolger, für das es keine Pauschal- bzw. optimale Lösung gibt. Für einen möglichst reibungslosen Ablauf sollten beide Parteien klären, wie sie den Prozess gestalten möchten. Dabei spielen unter anderem der Zeitpunkt der Übergabe, eine gemeinsame Übergangsphase bzw. Einarbeitungszeit, der Gegenstand des Verkaufs (also nur einzelne Wirtschaftsgüter oder das Unternehmen im Ganzen), der Wert des Unternehmens, der Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten, die Rechtsform sowie steuerliche Auswirkungen der Übernahme für beide Parteien eine Rolle.

Der abgebende Unternehmer sollte seinem Nachfolger die Bilanzen bzw. Jahresabschlüsse der vergangenen drei Jahre zur Verfügung stellen. Auf Basis dieser erstellt der Nachfolger seine Finanzplanung. Die Zahlen haben laut Grit Fischer unter anderem Einfluss auf die Unternehmensbewertung und spiegeln sich dann auch im vereinbarten Kaufpreis wieder.

Das Unternehmertum ist in der Regel mit einem hohen zeitlichen und persönlichen Einsatz verbunden. Um diesen Einsatz mittel- bis langfristig aufzubringen, bedarf es eines ausgeprägten Willens seitens des Nachfolgers, ein Unternehmen zu leiten, so Grit Fischer. Wichtig ist ihren Auskünften nach die Erstellung eines Anforderungsprofils, in dem unternehmerische, fachliche und kaufmännische Qualifikationen und soziale Kompetenzen des Nachfolgers klar definiert sind. In einigen Branchen sei eine spezielle Qualifikation bzw. ein Nachweis der Sach- und Fachkunde notwendig.

Nochmals die Referentin: "Einige Unternehmen, die nicht übernahmewürdig sind, werden keinen Nachfolger finden. Dies kann zum Beispiel an der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens, aber auch an der fehlenden Attraktivität der Branche bzw. des Standortes liegen. Statistische Zahlen hierzu gibt es nicht." Und sie ergänzt: "Unternehmen müssen in diesem Fall schließen. Gegebenenfalls fallen  Arbeitsplätze weg.  Dadurch erfolgt eine teilweise Marktbereinigung."

Steffen Linke / 23.03.2016

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