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Keulenberg wird neue Heimat für Jugendliche

Keulenberg wird neue Heimat für Jugendliche

Auf dem Gipfel des Keulenberges wird eine sozialtherapeutische Wohnstätte für Jugendliche mit Suchtproblemen eingerichtet. Betreiber ist die Radebeuler Sozialprojekte gGmbH, die langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet hat. | Foto: kk

Oberlichtenau. Der Keulenberg bleibt mit Turm und Imbiss Ausflugsziel für Wanderer. In den bisher als Gaststätte- und Wohnhaus genutzten Gebäuden betreut die gemeinnützige Radebeuler Sozialprojekte GmbH ab September Jugendliche mit Suchtproblemen. Wanderer mögen den Keulenberg. Nach etwas mehr als einer halbe Stunde Spaziergang durch den Wald hat man den Gipfel erreicht. Belohnt werden die Anstrengungen, wenn der Blick weiter über die Landschaft schweift, während die Kinder auf dem Spielplatz am Fuß des Aussichtsturms toben. 

Die Ruhe und Abgeschiedenheit auf dem Berg will sich die Radebeuler Sozialprojekte gemeinnützige GmbH zunutze machen. Der Jugendhilfeträger betreut seit 15 Jahren Jugendliche mit Suchtproblemen und ihre Familien. Es ist kein Geheimnis: Der Missbrauch von Drogen – legalen und illegalen – nimmt unter Jugendlichen zu. Die sozialen, psychischen und physischen Folgen für die jungen Menschen sind gravierend. Zum Teil werden sie dann von den Jugendämtern aufgefangen, die wiederum nach Betreuungsplätzen suchen, um den Schülern und jungen Erwachsenen den Weg hin zu einem geregelten und selbstständigen Leben aufzuzeigen.

Eckard Mann, Geschäftsführer der Radebeuler Sozialprojekte gGmbH, berichtet: "Es gibt viele Anfragen für eine Betreuung von Jugendämtern aus ganz Sachsen. Wir können gar nicht alle Anfragen bedienen." Deshalb sei man auf der Suche nach geeigneten Objekten, um eine weitere sozialtherapeutische Wohngruppe zu eröffnen und sei dabei zufällig auf den Keulenberg gestoßen.
Eigentümer von Grundstück und Gebäuden ist seit Jahresbeginn die Firma Heimpold Facility Management. Chef ist der Sozialpädagoge Jan Heimpold. Er hat in enger Absprache mit dem künftigen Betreiber die ehemalige Gaststätte und das Wohnhaus für die Wohngruppe herrichten lassen.

Bei allen Arbeiten war man im Gespräch mit dem Denkmalschutz, der unter anderem darauf gedrungen hat, die Kastenrahmenfenster zu erhalten. Der Tresen im Gastraum ist verschwunden. Im hell gestrichenen Zimmer steht jetzt eine lange Tafel, an der Bewohner und Betreuer gemeinsam essen können. Die Küche ist durch eine moderne Einbauküche ersetzt worden, wie sie auch in normalen Haushalten üblich ist. Schlicht und weiß möbliert sind die ehemaligen Pensionszimmer im Obergeschoss. Sie sind Schlafplatz für maximal vier Mädchen, sechs Jungen und einen Betreuer. Renoviert wird auch das kleine Haus schräg gegenüber. Hier befinden sich drei Schulungsräume und weitere Zimmer für Einzel- und Familiengespräche.

Offiziell eröffnet wird die Wohngruppe am 1. September. Bis dahin seien noch einige Dinge mit dem Bautzener Jugendamt zu besprechen. Ähnlich einer bereits bestehenden sozialtherapeutischen Wohngruppe auf einem Hof in der Nähe von Großenhain wird die Radebeuler Sozialprojekte gGmbH die Jugendlichen meist nach einer Entgiftungsbehandlung aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie übernehmen. Freiwillig leben sie dann für ein bis eineinhalb Jahre in der Wohngruppe.

Betreut werden sie in dieser Zeit sehr intensiv und umfassend von sieben bis acht Sozialpädagogen, Suchttherapeuten, Psychologen und Ergotherapeuten und Hauswirtschaftern, erläutert Eckard Mann. "Sie sollen dabei lernen normale Alltagsstrukturen einzuhalten", so Mann. Die Abgeschiedenheit des Keulenbergs bietet ideale Bedingungen. Das zusätzliche Tor sorgt dafür, dass die Jugendlichen ohne Ablenkung sind. Auf dem großen Gelände haben sie trotzdem viele Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung, die ein wichtiger Teil des Therapiekonzeptes ist. So soll beispielsweise das Holz aus dem Wald genutzt werden, um im Winter die Heizung zu entlasten.

Unangetastet bleibt der öffentlich zugängliche Gipfel des Keulenbergs. Seit August ist die "Goldene Wurzel" wieder geöffnet. Besucher können hier einen kleinen Imbiss und Getränke erwerben. "Nur Alkohol wird hier – aus Rücksicht auf die Jugendlichen – nicht mehr ausgeschenkt", erklärt Jan Heimpold. Eckard Mann wünscht sich, dass es nett und freundlich auf dem Keulenberg zu geht und dieser wieder von mehr Familien besucht wird. Seine Klienten sind bei allen Wegen außerhalb der Wohnstätte in Begleitung der Betreuer. Kontakte zu anderen – beispielsweise bei Einkäufen im Ort – seien jedoch für die Zeit nach der Therapie sehr wichtig.

Katrin Kunipatz / 09.08.2015

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