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Gewerbemesse WIR hat sich gewandelt

Gewerbemesse WIR hat sich gewandelt

Zur Eröffnung der WIR waren alle da und die Festredner beschworen die Einmaligkeit der Messe und die Wirtschaftskraft der Region. | Foto: Katrin Kunipatz

Kamenz. Die WIR 2016 ist Geschichte. Zur Jubiläumsmesse im kommenden Jahr wünscht sich nicht nur der Leiter des Kreisentwicklungsamtes mehr Handwerker. Die WIR in Kamenz hat Tradition. Zum 24. Mal fand die Gewerbemesse am vergangenen Wochenende statt. Zur Eröffnung gab es in diesem Jahr ungewohnt aber angenehm kurze Grußworte. Landrat Michael Harig lobte die Aussteller, die seit Jahren der Messe die Treue halten. "Die Messe ist wichtig, stellt sie doch selbstbewusst dar, wie vielfältig die Region ist", so der Landrat. Auch Handwerkskammerpräsident Jörg Dittrich betont, dass die Messe Positives nach außen tragen soll. Vor allem wünscht er den Ausstellenden, dass sie gute Geschäfte machen.

Beim Rundgang über die Messe und einem Blick ins Ausstellerverzeichnis fällt auf, dass von den fast 250 Ausstellern nur ein Drittel aus dem Raum Kamenz sind. Vor allem seit der Kreisgebietsreform und dem Wegfall der Bautzener Unternehmertage hat sich dieses Verhältnis verschoben. Zur WIR kommen jetzt häufig auch Aussteller aus Bautzen, Bischofswerda, Dresden und anderen Städten in Sachsen und Brandenburg, sogar Österreicher, Polen und Tschechen sind darunter. Und wie immer sind auch viele Vereine, Städte und Gemeinden des Landkreises mit ihren Ständen vertreten. Was fehlt, sind vor allem die Handwerker. Ein Kritikpunkt, der auch Andreas Heinrich, Leiter des Kreisentwicklungsamtes und Organisator der Messe, bekannt ist.

Der Dachdeckerbetrieb Gerntke ist seit dem vergangenen Jahr nach über 20 Jahren nicht mehr auf der Messe vertreten, obwohl Norbert Gernkte die WIR mit aus der Taufe gehoben hat. Dachdeckermeister Henrik Gerntke hat sich dank der guten Organisation auf der Messe immer wohlgefühlt. "Das Messeflair hatte was", sagt er. "Doch durch die fehlenden Handwerker hat sich das Besucherpublikum verändert und unsere Zielgruppe war nur noch zu einem ganz geringen Teil vertreten", beschreibt der Dachdecker die Situation. Er benennt zwei Ursachen: Die mediale Welt hat sich verändert und Anfragen erreichen nun auch über das Internet die Firma. Zum anderen seien in den zurückliegenden 25 Jahren viele Dächer saniert worden. "Ein Qualitäts-Steildach hält nicht nur 25 Jahre, sondern der Anspruch geht schon in die Richtung der 50 Jahre", sagt Henrik Gerntke.

Die Pulsnitzer Firma Richter Bauelemente hat beim Messeauftritt in diesem Jahr einen neuen Weg eingeschlagen. Statt eines eigenen Standes präsentiert Geschäftsführer Michael Hoffmann am Stand der IHK zum Thema Energiesparen moderne Fenster und Türen, mit denen dies möglich ist. Ansonsten wäre er in diesem Jahr vielleicht nicht zur WIR gekommen."Wir sind gern bei der WIR", sagt Grit Hartmann, Geschäftsführerin von F. W. Kunath in Bretnig-Hauswalde. Die Firma stellt Berufsbekleidung für den Bereich Medizin und Pflege her, die in ganz Deutschland verkauft wird, und war seit dem Start der WIR vor 24 Jahren auf fast allen Messen dabei. Ausnahmen gab es nur, wenn zeitgleich eine Fachmesse stattfand. Die Kamenzer Messe dient F. W. Kunath vor allem dazu, die beiden Fachmärkte in der Oberlausitz zu bewerben und Auszubildende für das Textilhandwerk zu begeistern.

Große Mühe hatte sich bisher Frank Säuberlich mit seinem Messestand gegeben. Er betreibt in Kamenz den Autohandel "Franks Autowelt" und war bis vor fünf Jahren immer bei der WIR. Doch die Messe habe sich gewandelt, sagt er. "Es ist keine Handwerkermesse mehr, sondern vor allem eine Plattform für Behörden", stellt Frank Säuberlich fest. Auch das Autohaus Elitzsch aus Kamenz ist seit einigen Jahren nicht mehr dabei. Geschäftsführer Uwe Simmang erklärt: "Das Informationsverhalten der Menschen hat sich verändert, deshalb nutzen wir heute andere Werbewege, wie Rundfunk, Internet oder die direkte Ansprache der Kunden per Telefon oder E-Mail." Ein weiterer Grund für die Abwesenheit bei der WIR seinen die gesunkenen Besucherzahlen. In den 90er Jahren kamen mehr als 20.000 Besucher in die Messehalle. In diesem Jahr vermeldet Andreas Heinrich insgesamt 10.000 Besucher an allen drei Tagen – nur etwas weniger als in den beiden vergangenen Jahren.

Nun haben Andreas Heinrich und sein Team die Jubiläumsmesse im kommenden Jahr im Blick. Sie findet vom 31. März bis 2. April 2017 statt. Frühzeitig will er gemeinsam mit den Innungen und der Handwerkerschaft überlegen, wie man mehr Handwerk auf die Messe bringen könnte. Denn die Handwerker, die in diesem Jahr dabei waren, berichteten ihm von einer guten Atmosphäre. Andreas Heinrich weiß aber auch um die Sorgen kleiner Firmen, die kaum eine Möglichkeit sehen, eine Anwesenheit an drei Messetagen sicherzustellen und die finanziellen Aufwendungen für den Messestand scheuen. "Jedoch sollte es der Ansporn für jeden sein, an dieser regionalen Messe teilzunehmen", wünscht sich der Leiter des Kreisentwicklungsamtes.

Katrin Kunipatz / 25.03.2016

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