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Der letzte Akt im Drama um Li-Tec

Der letzte Akt im Drama um Li-Tec

Damals war die Li-Tec-Welt noch in Ordnung: Der damalige Geschäftsführer Hendrik Hahn präsentierte 2008 regionalen Politikern die damals gerade frisch entwickelte Batteriezelle. | Foto: Archiv

Kamenz. In der Geschichte des Kamenzer Vorzeigeunternehmens Li-Tec als Produktionsstandort von Batteriezellen ist der letzte Akt eingeläutet worden. Das weltweit tätige Auktionshaus Maynards mit Stammsitz in Kanada versucht derzeit, die Produktionsanlagen meistbietend zu verkaufen. Das ist sicher kein Schnäppchen: "Drei vollautomatische Produktionslinien" für die Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen stehen derzeit in der Angebotsliste von Maynards.

Dazu kommen noch "halbautomatische Linien, Formationstürme, Hochregallager, Roboter, Handhabungstechnik sowie Peripherie." Zu finden ist all dies in "Kamenz, Germany" - in den Hallen der Li-Tec Battery GmbH. Besonderes Highlight für Interessenten: "Die Produktion endet im Oktober 2015. Obwohl die Anlagen demzufolge erst Ende des Jahres verfügbar sind, können die Linien bis zu diesem Zeitpunkt unter Produktionsbedingungen besichtigt werden" – so zumindest versichert es Maynards auf seiner Internetpräsenz. Noch bis zum 30. Oktober können Angebote abgegeben werden.

Weiterführende Auskünfte sind von der im bayerischen Starnberg ansässigen deutschen Dependance nicht zu erhalten. "Sämtliche Presseanfragen sind an die Daimler AG als Auftraggeber zu richten", heißt es von dort lediglich. Doch auch in Stuttgart gibt man sich eher zugeknöpft: "Zu die Auktion betreffenden Fragen können und wollen wir uns nicht äußern", erklärt ein Sprecher des Unternehmens. Nur so viel: "Wir haben mehrere Optionen." Als vor etwa einem Jahr die bevorstehende Einstellung der Zellenproduktion verkündet wurde, habe man diese Entscheidung ausführlich begründet: "An dieser Sachlage hat sich zwischenzeitlich nichts geändert."

Damals hieß es, dass die Li-Tec Batteriezellen zwar technisch "absolut wettbewerbsfähig" seien, die zu geringe Nachfrage allerdings keine wirtschaftliche Produktion erlaube. Wesentlich rentabler sei es, die Zellen auf dem Markt einzukaufen und sich auf das Endprodukt – die Batterie – zu konzentrieren. Genau dies wolle Daimler künftig tun.

Dieser Ankündigung immerhin hat der Großkonzern Taten folgen lassen. Nur wenige Tage nach der Li-Tec betreffenden Hiobsbotschaft feierte das Schwesterunternehmen Deutsche Accumotive – ebenso wie Li-Tec eine hundertprozentige Daimler-Tochter – Richtfest für eine neue Fertigungshalle. Im Zuge dieser Expansion erhöht sich die Mitarbeiterzahl um 140 auf 310. Ein Großteil der neuen Mitarbeiter wechselt von Li-Tec zu Accumotive. Li-Tec selbst bleibt als Forschungsstandort mit 27 Beschäftigten erhalten. Auch der "Dritte im Bunde" des Kamenzer Technologieclusters rund um die Lithium-Ionen-Batterie - die Litarion GmbH – hat seit Mitte des Jahres eine neue Perspektive unter dem Dach der kanadischen Electrovaya inc.

Litarion entwickelt und produziert Separatoren – Komponenten, die für die Sicherheit von Batteriezellen entscheidend sind und deren Herzstück bilden. Electrovaya vermarktet sie weltweit. Somit verbleiben Anfang und Ende der Wertschöpfungskette am ostsächsischen Standort erhalten – nur das "Mittelstück" fehlt in Zukunft.
 

Uwe Menschner / 24.10.2015

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