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Bombardier: Ziel klar, Weg wird verhandelt

Bombardier: Ziel klar, Weg wird verhandelt

Bei der Zusammenführung der beiden Bombardier-Standorte Görlitz und Bautzen zu einem Schienenverkehrskompetenzzentrum wollen sie alle an einem Strang ziehen. | Foto: fum

Bautzen/Görlitz. Seit ein paar Wochen steht fest, dass die beiden Bombardier-Standorte Görlitz und Bautzen zu einem ostsächsischen Kompetenzzentrum für den Schienenverkehr verschmelzen sollen. Um Klarheit über den Weg dahin zu gewinnen und sich zu den jeweiligen Positionen auszutauschen, trafen sich jetzt Unternehmensvertreter mit Gewerkschaftern, Betriebsräten und Politikern.

Seit das Geheimnis gelüftet ist, wird in beiden Städten heiß diskutiert, wie es mit den Bombardier-Standorten weitergehen soll, ob bzw. wie viele Beschäftigte bei der Zusammenlegung auf der Strecke bleiben und was überhaupt weiter in den Produktionshallen hergestellt werden soll. Wenigstens ein bisschen Aufklärung betrieb Dieter John während der Zusammenkunft mit Gewerkschaftern und Politikern im Görlitzer Werk. Grund für die geplante Strukturveränderung sei das Erfordernis, auch künftig auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein zu müssen, so der Präsident für Zentral- und Osteuropa bei Bombardier. "Wir wollen die Schwesternstandorte besser organisieren, damit sie abgestimmter agieren können." Demnach würden kostensparende Strukturen eingeführt, zum Beispiel nur noch eine Leitung für beide Produktionsstätten. Auch die Aufteilung der künftigen Aufgaben sei inzwischen klar: "In Görlitz werden Rohbau und Komponentenfertigung konzentriert, in Bautzen werden Montage und Innenausbau stattfinden." John bezieht sich dabei auf die aus der Neißestadt bekannten Doppelstockzüge. Die in Bautzen bisher laufende Straßenbahnproduktion werde zwar nicht komplett aufgegeben, aber zu großen Teilen in das Straßenbahnwerk nach Wien verlagert. "Wir müssen Platz bekommen, um hier die Doppelstockzüge endfertigen zu können", begründete der Manager. Was letztlich an Straßenbahnkapazitäten in Bautzen verbleibe, sei im Moment noch unklar.

Klar ist dagegen, dass Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter ein Eckpunktepapier unterzeichnet haben, das die Schaffung des Kompetenzzentrums Schienenfahrzeugbau regelt. Darin ist auch festgelegt, dass die Umsetzungszeit maximal drei Jahre dauern soll. Ob allerdings sämtliche derzeit bei Bombardier in Görlitz und Bautzen beschäftigten Mitarbeiter auch danach noch eine Zukunft haben werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Dieter John: "In Görlitz haben wir aktuell rund 2.500 Mitarbeiter, in Bautzen sind es etwa 1.000. Eingeschlossen ist ein hoher Anteil von Leiharbeitern. Jetzt zu sagen, dass alle bleiben können, wäre unseriös."

Zumindest für den Görlitzer Standort kann Betriebsratsvorsitzender Volker Schaarschmidt die Zahlen konkretisieren: "Hier sind es 1.414 Festangestellte, 111 Azubis, elf Diplomanden und rund 800 Leiharbeiter. Der Auftragsbestand für die nächsten zwei Jahre lässt erwarten, dass zumindest die Stammbelegschaft weiterbeschäftigt werden kann." Um noch besser dazustehen, müsse man aggressiv den Markt bearbeiten. "Doppelstockwagen sind unser Haus- und Hofprodukt. Mit der Deutschen Bahn gibt es zum Beispiel einen Rahmenvertrag über 800 Einheiten. Davon wurden 568 Stück bestellt. Aber was ist mit den restlichen Waggons? Das würde uns weitere Arbeitsplatzsicherheit geben."

Sowohl Unternehmensspitze als auch Gewerkschaft und Betriebsrat betonen, dass das Ziel ein gemeinsames sei: "Wir wollen ein Kompetenzzentrum schaffen, das unsere Marktposition in der Welt weiter verbessert." Auf dem Weg dahin werde es sicher noch kritische Debatten geben, so Dieter John. Und Jan Otto, Chef der IG Metall Ostsachsen, ergänzt: "Wir sind frühzeitig in den Prozess mit eingestiegen, denn es geht hier um zwei Betriebe, die im Flächentarif unterwegs sind. Würde es von vornherein nur um Arbeitsplatzabbau gehen, säßen wir sicher nicht so gemütlich hier", stellt er fest.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig sieht die Verpflichtung aller Seiten, gemeinsam für die Zukunft des Schienenfahrzeugbaus in der Region anzutreten. "Es geht hier um die Perspektive der beiden Standorte, nicht um ihren Abgesang!"

Frank-Uwe Michel / 01.02.2016

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